Schneller sein im Kampf gegen Infektionskrankheiten

Jenaer Forschungseinrichtungen unterzeichnen Kooperationsvertrag für neues Leibniz-Zentrum

| von Christine Vogler

Von links: Dr. Brunhilde Seidel-Kwem (UKJ), Prof. Dr. Walter Rosenthal (FSU Jena), Prof. Dr. Axel A. Brakhage (Leibniz-HKI), Prof. Dr. Jürgen Popp (Leibniz-IPHT) (Quelle: Leibniz-IPHT)

Das neue Leibniz-Zentrum für Photonik in der Infektionsforschung (LPI) in Jena startet zum 1. Juli 2020 — parallel zum Aufbau seiner administrativen Strukturen — bereits mit konkreten Projekten zur Erforschung lichtbasierter Technologien für die Diagnostik und Therapie von Infektionskrankheiten. „Die Corona-Pandemie führt uns vor Augen, wie dringend wir neue Ansätze im Kampf gegen Infektionskrankheiten brauchen. Das LPI schafft hier in Jena eine europaweit einmalige Forschungsinfrastruktur für internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, um solche Lösungen gemeinsam zu erforschen und schnell auf den Markt zu bekommen“, so Prof. Dr. Jürgen Popp, wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) und Sprecher des neuen Forschungszentrums anlässlich der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags für das LPI am 17. Juni 2020 in Jena.

Das vom Bund mit 124 Millionen Euro zu fördernde Zentrum wird getragen von vier Jenaer Partnern: der Friedrich-Schiller-Universität Jena, dem Universitätsklinikum, dem Leibniz-IPHT sowie dem Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (Leibniz-HKI). Die offizielle Aufbauphase für das neue Leibniz-Zentrum mit der Grundsteinlegung auf dem Gelände des Universitätsklinikums beginnt im Januar 2021. Ab 2026 soll das Zentrum Spitzenforschenden aus der ganzen Welt offen stehen.

„Wir erleben derzeit, wie rasant sich eine Pandemie in unserer globalisierten Welt ausbreiten kann. So rasant, dass kaum Zeit bleibt, angemessen zu handeln“, betont Jürgen Popp. Eine weitere Bedrohung sei die Ausbreitung multiresistenter Keime. „Jeden Tag sterben 2000 Menschen an den Folgen von Bakterien, gegen die kein Antibiotikum mehr hilft. Infektionskrankheiten zählen zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Wir brauchen gute Ideen, unkonventionelle Ansätze und Lösungen, die zügig vom Labor ans Krankenbett gelangen.“

Dazu stellt das Leibniz-Zentrum für Photonik in der Infektionsforschung künftig einen Unterbau bereit. Mit kurzen Wegen und klaren Übergabepunkten bis zur Marktreife sollen internationale Forschende aus Naturwissenschaften, Technologieentwicklung und Medizin sowie Anwender aus der Industrie bei der raschen Umsetzung innovativer Methoden unterstützt werden. Das Bundesforschungsministerium setzte das LPI im September 2019 auf die nationale Roadmap für zukunftsweisende Forschungsinfrastrukturen.

„Das LPI bietet die Möglichkeit, Diagnostik und Therapie zu verknüpfen“, so Prof. Dr. Michael Bauer, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Jena. „Aus medizinischer Sicht eröffnet das eine große Vision: bei therapeutischen Ansätzen ganz neue Wege zu gehen.“„Wir wollen Vorreiter sein für Ansätze, von denen wir glauben, dass sie die medizinische Agenda der nächsten zehn bis 20 Jahre bestimmen werden, etwa mit der Erforschung biologischer Therapeutika“, ergänzt Prof. Dr. Axel A. Brakhage, Direktor des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut.

Das neue Zentrum bereichere den Forschungsstandort Jena — und umgekehrt, betont Universitätspräsident Prof. Dr. Walter Rosenthal: „Das LPI könne die Diagnostik von Krankheitserregern revolutionieren, urteilte der Wissenschaftsrat“, so Rosenthal. „Dass dies in Jena geschieht, ist kein Zufall. Die Verknüpfung von photonischen Technologien, Grundlagenforschung und klinischer Anwendung zeigt die Stärken des Standorts. Universität, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Wirtschaft sind hier gut vernetzt und machen den Standort für hochqualifizierte Wissenschaftler aus aller Welt attraktiv.“