Eine Brücke zwischen Forschung und Wirtschaft

Am 2. und 3. Dezember treffen sich Biotechnologen zu einem Symposium in Jena

| von Christine Vogler

Matthias Steinacker vom Hans-Knöll-Institut bedient die Steuereinheit eines Fermenters. Mit Hilfe solcher Anlagen werden neue Bioverfahren zur Wirkstoffgewinnung aus Mikroorganismen entwickelt und erprobt.

In der Entwicklung neuer Medikamente, die beispielsweise im Kampf gegen schwerwiegende Infektionskrankheiten eingesetzt werden können, klafft eine Lücke zwischen Forschung und Wirtschaft: Zwar stoßen Grundlagenforscher bisweilen auf neue Wirkstoffe, doch werden diese nur selten industriell weiterentwickelt. Einen Beitrag zur Überwindung kann die Biotechnologie liefern. Zwei Tage lang besprechen sich Biotechnologen in Jena nun über ihre aktuelle Forschung und zukünftige Brückenschläge.

Es soll eine Aufnahme des Status quo sein, ein Abgleichen der unterschiedlichen Forschungsstände, aber nicht nur das: Zum Symposium „Biotechnologie von Naturstoffen“ treffen sich deutsche und US-amerikanische Experten in Jena auch, um über die Zukunft der Wirkstoffsuche und -entwicklung zu sprechen. „Wir wollen mit dem Symposium den Grundstein für eine Weiterentwicklung der akademischen und angewandten Biotechnologie in Jena legen“, sagt Axel Brakhage, Direktor des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI) und Lehrstuhlinhaber an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der zum Symposium geladen hat.

Gemeinsam mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) hat das HKI erfolgreich eine Professur für „Synthetische Biotechnologie der Wirkstoffproduktion“ im ProExzellenz-Programm des Freistaates Thüringen eingeworben. Auf dem Symposium soll so unter anderem die Forschungsausrichtung dieser Professur unter den Wissenschaftlern thematisiert werden. In den vergangenen Jahren hat sich Jena zu einem der führenden Standorte in den Bereichen Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie entwickelt. Mit der neuen Professur wird nun der Anwendungsaspekt der wissenschaftlichen Arbeit gestärkt und die Möglichkeit für gemeinsame Projekte mit der Industrie weiter ausgebaut, betont Axel Brakhage: „Mit dem Biotechnikum sind wir bereits heute ein international gefragter Kooperationspartner für die Industrie. Eine größere Expertise im Bereich angewandter Wirkstoffproduktion hilft uns, den Technologiestandort Thüringen zu profilieren und kommt auch für die Studenten der FSU und der Ernst-Abbe-Hochschule wie gerufen. Fermentationsführung, Prozessentwicklung – das sind in der Industrie sehr gefragte Fähigkeiten, die wir den Studenten mit an die Hand geben möchten.“

Die neue Professur wird die Forschung des Biotechnikums komplementieren. Hier werden im Pilotmaßstab neue Wirkstoffe aus Mikroorganismen erzeugt und erprobt. Außerdem entwickeln die Wissenschaftler innovative Verfahren der Mikrofluidik, um auf kleinstem Raum und sehr materialschonend gewaltige Probenmengen analysieren zu können. Auch hier liefert die Biotechnologie neue Impulse, die im Netzwerk der Jenaer Forschungseinrichtungen und Biotech-Unternehmen weitergeführt werden können. Land und Bund fördern diese erfolgreichen Aktivitäten bereits seit mehreren Jahren.