Schulter an Schulter gegen Infektionen
Am neuen WissenschaftsCampus InfectoOptics arbeiten Biologen, Chemiker und Physiker im Team
| von Christine Vogler
Infektionskrankheiten gelten weltweit als Todesursache Nummer eins. Allein in Deutschland sterben 60.000 Menschen jährlich daran. Hinzu kommen immer mehr Infektionen, die kaum oder gar nicht mehr geheilt werden können. Jenaer Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen haben sich nun zusammengefunden, um gemeinsam verstärkt an der Erforschung von Infektionen zu arbeiten – Sie gründeten den LeibnizScience Campus InfectoOptics, der soeben von der Leibniz-Gemeinschaft als förderungswürdiges Projekt ausgewählt wurde.
Hier forschen Naturstoff-Forscher und Infektionsbiologen an neuen Wirkstoffen gegen Infektionen, dort testen Physiker moderne Möglichkeiten, einzelne Zellen mithilfe winziger Chips zu untersuchen – die Erkenntnisse der verschiedenen Wissenschaftsbereiche wurden jedoch bisher nur vereinzelt in gemeinsamen Forschungsprojekten zusammengeführt. Gerade Jena bietet durch eine starke Infektionsforschung und eine ausgewiesene optische Physik beste Voraussetzungen. Die vorhandenen Ressourcen sollten noch intensiver für die fächerübergreifende Zusammenarbeit genutzt werden, fanden Jenaer Wissenschaftler aus dem Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI) und dem Leibniz-Institut für Photonische Technologien (IPHT). Gemeinsam mit Kollegen der Friedrich-Schiller-Universität, dem Universitätsklinikum, der Ernst-Abbe-Hochschule und weiterer außeruniversitärer Institute führen sie ihre Forschung nun mit dem LeibnizScience Campus InfectoOptics zusammen.
„Infektionsbiologen haben bisher zu selten die modernsten Technologien der Optik und Photonik eingesetzt“, so Axel Brakhage vom HKI, Sprecher des neuen WissenschaftsCampus. „Technologien wie die Durchflusszytometrie, bei der Zellen mithilfe von Fluoreszenz optisch untersucht und sortiert werden, aber auch die Mikrofluidik haben enormes Potenzial für die schnelle Analyse von Zellen. Neue optische Systeme und Methoden werden uns künftig bei der Erkennung, Behandlung und Erforschung von Infektionen optimal unterstützen.“ InfectoOptics soll interdisziplinäres Fachwissen miteinander koppeln: Physiker, Chemiker und Biologen lernen voneinander und treiben damit die Erforschung von Infektionskrankheiten voran.
InfectoOptics wird jedoch nicht nur Forscher unterschiedlicher Disziplinen verstärkt zusammenbringen, sondern auch verschiedene Forschungseinrichtungen, bemerkt Axel Brakhage: „Uns liegt besonders am Herzen, dass außeruniversitäre Institute wie das HKI und das IPHT enger mit universitären Einrichtungen der Friedrich-Schiller-Universität, des Universitätsklinikums Jena und der Ernst-Abbe-Hochschule zusammenwachsen, ebenso mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik und dem Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Wir schaffen Netzwerke, die das Forschungsprofil der Region prägen und wissenschaftliche Umfeld in Jena auch für gesellschaftlich wichtige Themen stärken.“ Eine Absicht, die die Leibniz-Gemeinschaft im Besonderen durch die Bildung solcher WissenschaftsCampi unterstützt.
Die Entscheidung, InfectoOptics für die kommenden drei Jahre mit 1,2 Millionen Euro zu fördern, hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft am 27. November 2014 anlässlich der Jahrestagung getroffen.
Beteiligt sind neben HKI und dem IPHT auch die Friedrich-Schiller-Universität, das Universitätsklinikum Jena, die Ernst-Abbe-Hochschule, das Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik sowie das Friedrich-Löffler-Institut für molekulare Pathogenese.