Flitzende Bakterien und leuchtende Limonade

22 Schüler besuchen das HKI zum Forsche Schüler-Tag

„Da! Da!“, ruft Falk Hillmann, als er unscheinbare Formen über den Computerbildschirm flitzen sieht. „Ich weiß zwar noch nicht, was sie genau machen, aber ich weiß, dass es Bakterien sind.“ Darauf entgegnen Michèle und Natalie schmunzelnd: „Beruhigend, dass auch ein Wissenschaftler nicht alles weiß.“ Sie sitzen vor einem Mikroskop und betrachten – deutlich vergrößert – das Zusammenspiel von Amöben und Bakterien. Die 17-Jährigen, Michèle und Natalie, tragen heute weiße Kittel, Falk erklärt ihnen seine Forschung am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI). Im echten Leben wären sich die Drei wohl nur schwerlich begegnet. Doch heute zum Forsche Schüler-Tag dürfen Schüler ihre Klassenzimmer verlassen und Forschungseinrichtungen besichtigen und dort auch tätig sein. Die Schülerinnen haben sich das HKI ausgesucht. „Weil die Forschungsinhalte sehr interessant klangen und man Infektionen auch mit dem Alltag verbindet.“

22 Schüler werden heute von fast ebenso vielen Wissenschaftlern am HKI betreut. Vanessa und Jasmin hat es zu Ron Hermenau und Sabrina Boldt verschlagen. Dort kriegen sie optisch Einiges geboten. „Dass in der Natur viele Farben vorkommen, weiß man ja. Wir wollen den Beiden zeigen, welche unterschiedlichen Stoffe dahinter stecken“, sagt Sabrina, während sie Vanessa ein Glas mit Grashalmen in die Hand drückt. Nachdem diese das Gras zerschnitten und zerrieben hat, wird es mit Aceton übergossen, woraufhin sich die Farbstoffe aus den Pflanzenzellen lösen. Nebenan beobachten Ron und Jasmin ein Lichtschauspiel der besonderen Art: Ein Kastanienzweig wird in der Mitte zerbrochen, in Wasser getaucht und dann mit Schwarzlicht bestrahlt. Jasmin staunt, an der Bruchstelle leuchtet der Zweig tatsächlich. „Dass Pflanzen fluoreszieren, wussten schon die Wissenschaftler im Mittelalter“, so Ron. „Als nächstes schauen wir uns dann noch die Farbstoffe in Pudding, Limonade und Eierschalen an.“

Ähnlich hauswirtschaftlich geht es auf einem anderen Flur des Instituts zu: Während Kenny und Tobias, beide 18 Jahre und Biologie-Leistungskurs, einen Rotkohl zerkleinern, erklären ihnen die Biologen Maja Rischer und René Benndorf wie man den Saft daraus zur Bestimmung des pH-Werts nutzen kann. Und ganz nebenbei erhalten die beiden Schüler noch einen Überblick über naturwissenschaftliche Studiengänge und das Leben als Nachwuchswissenschaftler. „Ich habe schon ein Praktikum in einem Labor gemacht“, sagt Tobias, „für mich ist klar, dass ich in diese Richtung gehen will.“ Während der Rotkohlsaft langsam köchelt, dudelt im Radio 80er Jahre-Pop. Die Stimmung ist ausgelassen, denn, weiß Biologe René zu berichten, „der Spaß am Arbeitsplatz und an der Tätigkeit als Wissenschaftler darf nicht zu kurz kommen.“

Und das war er, der Forsche Schüler-Tag 2015 am HKI...