Rätselhaftes Braun
Elena Geib gewinnt Posterpreis bei „28th Fungal Genetics Conference“
Jena. Aspergillus terreus ist kein Unbekannter, denn er lebt im Boden, in der Luft oder in verdorbenem Obst. Doch kann dieser Schimmelpilz den Menschen auch krankmachen. Elena Geib erforscht in ihrer Doktorarbeit, wie er das tut. Bei der „28th Fungal Genetics Conference“ in Kalifornien hat sie für ihre bisherigen Forschungsleistungen nun einen Posterpreis gewonnen.
Der zimtbraune, samtige Schimmelpilz Aspergillus terreus ist ein widersprüchlicher Zeitgenosse: Einerseits ist er ein ganz gewöhnlicher Bestandteil unserer Umwelt und produziert sogar für die Wissenschaft interessante Wirkstoffe. Andererseits kann er bei Menschen mit schwachem Immunsystem – wie nach Organtransplantationen – lebensbedrohliche Infektionen auslösen. Diese Eigenschaften habe er mit seinen Artgenossen gemein, bestätigt Elena Geib, die am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI) für ihre Doktorarbeit forscht.
Ansonsten unterscheidet sich Aspergillus terreus jedoch sehr stark von seinen nächsten Verwandten: Ist es bei ihnen der Farbstoff Melanin, der zur Auslösung einer Infektion beiträgt, so kann bei Aspergillus terreus davon keine Rede sein. „Um zu testen, ob seine typische braune Farbe mit dazu beiträgt, dass der Pilz zum Erreger wird, habe ich ihm im Experiment die Fähigkeit genommen, den Farbstoff zu bilden“, so Elena Geib. Das Ergebnis überrascht: Der braune Farbstoff spielt bei der Infektion keine Rolle. „Dem Pilz fehlt ein Gen, sodass er den Farbstoff nicht herstellen und demzufolge auch nicht für die Infektion nutzen kann. Wir fragen uns nun, warum er dann überhaupt farbig ist.“ Die Pilze, denen die Doktorandin durch eine genetische Veränderung die Farbe entzogen hatte, starben früher, weil sie keine Sporen bilden konnten, die der Verbreitung dienen. „Unsere Vermutung ist, dass der Farbstoff bei der Ablösung der Sporen hilft und sie sich somit stärker verbreiten können.“
Auf der „28th Fungal Genetics Conference“ im kalifornischen Pacific Grove hat Elena Geib nun einen der begehrten zwölf Posterpreise erhalten – bei immerhin 800 vorgestellten Postern aus aller Welt. Unterstützt wurde sie bei ihrer Forschungsarbeit unter anderem durch das Elektronenmikroskopische Zentrum des Universitätsklinikums Jena.