Schimmelpilz als unterirdischer Spürhund

eLife-Publikation zeigt, welche Tricks der Pilz Aspergillus terreus im Konkurrenzkampf anwendet

Markus Greßler hat in seiner Promotion, die er am HKI angefertigt hat, unter anderem die Substanz Terrein aus dem Schimmelpilz Aspergillus terreus untersucht. (Foto: HKI/Anna Schroll)

Wo ein Lebewesen ist, kann kein anderes sein. Das gilt in der überfüllten U-Bahn genauso wie in der Natur. Auch der Schimmelpilz Aspergillus terreus, der vor allem im Boden lebt, muss im täglichen Überlebenskampf zusehen, wo er bleibt. Dafür hat er einen ganz speziellen Helfer entwickelt: den Stoff Terrein. HKI-Wissenschaftler haben diesen erforscht und ihre Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift eLife veröffentlicht.

Es war ein Zufallsfund, den die Wissenschaftler um Matthias Brock und Markus Greßler am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI) gemacht haben: Eigentlich wollten sie die Farbe des Pilzes Aspergillus terreus untersuchen. Dabei stellten sie fest, dass er ungewöhnlich große Mengen der Substanz Terrein herstellt. Dafür hatten sie keine Erklärung. „Wir haben uns gefragt: Warum verschwendet der Pilz diese Ressourcen?“, so Matthias Brock, der bis März 2015 eine assoziierte Forschungsgruppe der Friedrich-Schiller-Universität Jena am HKI leitete und nun als Assistant Professor an der University of Nottingham tätig ist.

Die braunen Flecken auf der Bananenschale werden durch Terrein verursacht (Zeilen wt, ΔakuB). Werden die dafür verantwortlichen Gene im Pilz zerstört, so kann kein Terrein gebildet werden und die Braunfärbung unterbleibt (ΔterA, ΔterR). (Quelle: eLife)

Die Lösung: Terrein hilft Aspergillus terreus dabei, potentielle Konkurrenten in ihre Schranken zu verweisen. Bei diesem Rundumschlag greift der Pilz allerdings auch die Zellen von Früchten, Wurzeln und Samen an. Er untersucht seine Umgebung nach drei Faktoren: Abwesenheit von Stickstoff, Eisenmangel in der Umgebung und das Vorhandensein der Aminosäure Methionin. Die beiden ersten Faktoren zeigen ihm an, dass er sich in der Nähe von Nahrungskonkurenten befindet. Die Aminosäure weist auf die Nähe von Pflanzen hin.

Herausgefunden, auf welche Bedingungen der Pilz anspringt, haben die Wissenschaftler unter anderem durch kreatives Herumprobieren, wie Matthias Brock erzählt: „Da gab es Tage, an denen mein Kollege Markus Greßler mit Einkaufstüten ins Labor kam, die prall gefüllt mit verschiedenen Fruchtsäften waren. Daran haben wir getestet wie der Pilz auf Obst reagiert.“ Neben Terrein produziert Aspergillus terreus auch andere Stoffe, die für die weitere Forschung interessant sein könnten, beispielsweise eine Substanz, die den Cholesterinspiegel senkt.

(Tina Kunath)