Jena als Zentrum der Mikrobiologie
1.200 nationale und internationale Wissenschaftler werden zur VAAM-Jahrestagung erwartet
Weltweit grassierende Infektionskrankheiten, der Beitrag der Mikroorganismen zum Klimawandel und neue biotechnologische Produktionsverfahren – die wissenschaftlichen und medizinischen Herausforderungen für Mikrobiologen sind auch im 21. Jahrhundert vielfältig und anspruchsvoller denn je. Auf der Jahrestagung der Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie (VAAM) treffen sich vom 13. bis zum 16. März 2016 Wissenschaftler aus aller Welt in Jena, um diese und viele weitere Themen zu diskutieren.
Mikroorganismen sind von jeher Mitbewohner und Lebensgefährten des Menschen und aller Lebensbereiche, die unser Dasein auf unterschiedlichste Weise beeinflussen. So vielfältig diese Auswirkungen sind, so vielfältig sind auch die Herangehensweisen der Wissenschaftler, die das Zusammenleben von Mensch, Mikrobe und Umwelt erforschen. Diese Vielfalt an Themen macht die Jahrestagung der VAAM zu einer wichtigen Plattform für den wissenschaftlichen Informationsaustausch für Mikrobiologen aus Deutschland und dem Ausland.
In diesem Jahr wird die Konferenz durch den Vortrag des Präsidenten der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, Jörg Hacker, eröffnet. Hacker, selbst Mikrobiologe, wird dabei die zunehmende globale Gefährdung durch Infektionskrankheiten thematisieren. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sind diese für 12 Prozent aller Todesfälle weltweit verantwortlich. Für die Bekämpfung dieser gefährlichen Krankheiten im Zeitalter der Globalisierung sei laut Hacker jedoch nicht nur die Wissenschaft zu Rate zu ziehen, sondern auch Politik und Wirtschaft.
Die mikrobiologische Vielfalt mit all ihren Auswirkungen – von der Krankheit bis hin zur Quelle für lebensrettende Wirkstoffe – sind auch für Jörg Overmann, vom Leibniz-Institut DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen, von Interesse. Er wird die Veränderungen ansprechen, die das Nagoya-Protokoll für Wissenschaft, Politik und Wirtschaft mit sich bringt. Das Abkommen war 2014 beschlossen worden, um den Zugang und die Nutzung genetischer Ressourcen zu regeln: Werden biologische Proben in einem Land entnommen, muss dieses entsprechend beteiligt werden.
Besondere Ehre erfährt in diesem Jahr der Mikrobiologe Michael Hecker von der Universität Greifswald. Er wurde als Vortragender der Hans-Günter-Schlegel-Lecture eingeladen. Sie erinnert an den Nestor der mikrobiologischen Forschung in Deutschland, den Göttinger Professor Hans Günter Schlegel, der das erste umfassende mikrobiologische Lehrbuch in deutscher Sprache herausgab. Es gilt bis heute als Standardwerk. In seiner Ehrenvorlesung wird Michael Hecker sich mit den neuen Möglichkeiten der Analyse des Proteoms, also der Gesamtheit der Eiweiße im Körper, befassen: Was kann das Proteom über die Auslösung von Krankheiten aussagen?
Mit ihrer breiten Palette von über 200 Vorträgen, 630 Postern und 10 Plenarvorträgen international renommierter Wissenschaftler behandelt die Konferenz nahezu alle Bereiche des menschlichen Lebens von den Geo- und Umweltwissenschaften, über die Biotechnologie und Materialwissenschaft, bis hin zur Infektionsforschung. Hinzu kommen drei Veranstaltungen zu Karriereperspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs, zwei davon ausgerichtet von der Jenaer Exzellenz-Graduiertenschule JSMC (Jena School for Microbial Communication) sowie eine Podiumsdiskussion des Forschungsverbundes InfectControl 2020 zum Thema Resistenzen und Antibiotikamangel. Begleitet wird die Konferenz von einer großen Industrieausstellung für den Labor- und Forschungsbedarf.
Die Jahrestagung der VAAM beginnt am Sonntag, den 13. März 2016 um 15 Uhr im Hörsaal 1 des Campusgebäudes der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Carl-Zeiß-Straße 3). Der Thüringer Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, Wolfgang Tiefensee, der Präsident der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Gastgeber der Tagung, Walter Rosenthal, sowie der Tagungspräsident Axel Brakhage werden zur Konferenz begrüßen.