Kleinsten Lebewesen auf der Spur

15 Vorschüler besuchten das HKI

„Da es in Strömen regnet, können wir leider nicht im Grünen unter den Kirschbäumen picknicken. Das ist aber nicht schlimm, wir breiten unsere Decke einfach hier unter dem Glasdach aus“, informiert Erzieher Frank Nebelung die Vorschulkinder des Kindergartens Saaleknirpse. Für die Gruppe ist der Sommerregen kein Grund, nicht trotzdem fröhlich und genüsslich in die mitgebrachten Picknickbrote zu beißen. „Von hier aus haben wir einen super Blick auf die Gebäude des HKI. Und tatsächlich, schaut mal da drüben: da ist schon einer!“, ruft der Erzieher den Kindern zu. Hinter einem Fenster erspäht die Gruppe einen Wissenschaftler in weißem Kittel bei der Laborarbeit.

Keine Viertelstunde später verwandeln sich die Vorschulkinder im Laborhaus 3 unter Anleitung von Forschungskoordinatorin Sina Gerbach mit kleinen Laborkitteln, Handschuhen und Schutzbrillen selbst in Mini-Forscher. Die Kinder wollen heute Bakterien und Schimmelpilze entdecken und ergründen, warum Hygiene so wichtig ist. Nach einer Belehrung, wie man sich in einem Labor verhält, geht es endlich los.

Auf dem Weg ins Labor kommt die Schar am Kühlraum vorbei, der unter Kommentaren wie „Oh, cool, ein begehbarer Kühlschrank!“ begeistert erkundet wird.

Ein paar Tage zuvor hatte die Vorschulgruppe die Aufgabe, im Kindergarten Mundabstriche zu nehmen und Finger, Socken, Spielzeug sowie Kuscheltiere auf Agarplatten zu drücken. Die Platten wurden von den HKI-Mitarbeiterinnen Caroline Semm und Christiane Weigel aus der Arbeitsgruppe „Jena Microbial Resource Collection“ unter Leitung von Kerstin Voigt zur Verfügung gestellt. Die Vorschüler sind sehr gespannt, was sich nach ein paar Tagen im Brutschrank daraus entwickelt hat.

„Da wachsen ja Schneeflocken drauf!“ „Meins sieht aus wie eine Rakete!“ „Und ich sehe eine Sternschnuppe!“, rufen sie durcheinander. Sina Gerbach erklärt den fasziniert lauschenden Kindern, was sich wirklich hinter den Sternschnuppen, Raketen und Schneeflocken verbirgt. Dabei lernen sie spielerisch, wie man „unsichtbare“ Keime auf der Haut oder dem Spielzeug „sichtbar“ machen kann.

Inzwischen stellen sich einige Kinder ungeduldig in einer Reihe auf, um als erste am Mikroskop zu sein. „Nun haben wir die winzigen Keime auf den Agarplatten sichtbar gemacht, wissen aber noch nicht, ob sie gut oder böse sind“, fasst die Forschungskoordinatorin zusammen. „Um das herauszufinden, betrachten die Wissenschaftler sie unter dem Mikroskop. Und genau das dürft ihr jetzt wie richtige Forscher am Beispiel der Bäckerhefe probieren.“ Der Satz ist noch nicht ganz ausgesprochen, da blinzelt bereits ein Kind nach dem anderen mit angestrengtem Gesicht durch das Mikroskop auf die vergrößerten Hefezellen, die Sandra Höfgen, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Nachwuchsgruppe Biobricks mikrobieller Naturstoffsynthesen, im Vorfeld vorbereitet hatte. Aufgeregt rufen die kleinen Forscher: „Ja! Da sind kleine Kreise!“ oder „Die bewegen sich und drehen sich um sich selbst!“. „Super beobachtet!“, staunt Sina Gerbach über die Auffassungsgabe und Begeisterung der Kinder.

Nachdem die kleinen Wissenschaftler gelernt haben, wie echte Forscher Keime sichtbar zu machen und ihre Gefährlichkeit einzuschätzen, antworten sie auf die Frage „Wie könnt Ihr Euch vor krankmachenden Keimen schützen?“ sofort mit „Händewaschen!“

Das ist das Stichwort für die „Zauberseife“, mit der die Nachwuchsforscher eifrig ihre Hände waschen. Unter der UV-Lampe leuchten die benetzten Hände in einem magischen Blau. Vergessene Stellen bleiben dunkel, wodurch die Kinder lernen sollen, worauf sie beim Händewaschen achten müssen.

Nach ein paar Runden auf dem Drehstuhl geht es zur Abschluss-Überraschung:
Ein echtes "Schimmelpilz-Bakterien-Mittagessen" bestehend aus Brötchen (Hefe), Käse und Joghurt (Bakterien) sowie Würstchen wartet bereits auf die mittlerweile hungrigen Kinder. Die findigen Mini-Forscher erkennen sofort, dass das Würstchen das einzige der vier Lebensmittel ist, bei dessen Herstellung weder Pilze noch Bakterien verwendet werden.

Lernziel erreicht! Ein erfolgreicher Vormittag als Nachwuchsforscher geht zu Ende, an den sich die Kinder noch lange erinnern werden. Die Vorschüler wissen jetzt, dass auf ihrer Haut oder ihrem Spielzeug kleinste Lebewesen wie Bakterien oder Pilze leben. Doch nicht alle von ihnen sind gefährliche Keime. Einige Organismen sind sogar nützlich und für die Herstellung von Lebensmitteln, Medikamenten oder Plastikverpackungen sehr wichtig.

Mit dem Highlight des Tages, den blauen Gummihandschuhen, an den Händen machen sich die Kinder auf den Rückweg zum Kindergarten. Doch nicht ohne sich mehrmals bedankt und versichert zu haben, dass sie unbedingt noch einmal wiederkommen wollen.