Der „Jurassic-Park-Moment“

| von Charlotte Fuchs

Eine Person mit Schutzanzug und Handschuhen schabt mit einem Metallinstrument Zahnstein von einem menschlichen Kieferknochen
Mikroben sind die größten Chemiker der Natur, und durch die Untersuchung der Genome uralter Bakterien lassen sich möglicherweise neue Verwendungsmöglichkeiten für sehr alte Moleküle entdecken. Quelle: Werner Siemens-Stiftung, Felix Wey

Wir freuen uns sehr, dass unsere Pressestelle mit dem Preis für die beste Pressemitteilung des Informationsdienstes Wissenschaft (idw) ausgezeichnet wird! Mit der Meldung Forschende erwecken Steinzeit-Moleküle wieder zum „Leben“ konnten wir die Jury überzeugen und wurden bei der heutigen Preisverleihung mit dem dritten Platz gewürdigt.

Der idw ist ein Nachrichtenportal für Aktuelles aus Wissenschaft und Forschung, das jährlich rund 20.000 Pressemitteilungen veröffentlicht. Einmal im Jahr werden herausragende Pressemeldungen mit dem idw-Preis für Wissenschaftskommunikation ausgezeichnet. Die Jury bewertet dabei die handwerkliche Qualität, wissenschaftliche Relevanz und Originalität der Nachricht. Der Preis wird dabei nicht nur an die Autorin oder den Autor der Pressemitteilung verliehen, sondern an die gesamte Pressestelle – denn eine gute Pressemitteilung ist oft das Ergebnis erfolgreicher Teamarbeit.

Hände in blauen Handschuhen halten einen Glaskolben, auf dem Paleofurane steht und die Strukturformel eines Moleküls aufgemalt
Anhand der Jahrtausende alten DNA ist es den Biochemikern gelungen, Moleküle herzustellen – die Paläofurane (hier in Pulverform). Quelle: Anna Schroll/Leibniz-HKI

Unter den 99 Einreichungen konnte sich unsere Meldung zur Entdeckung der prähistorischen Moleküle, die das Team um Pierre Stallforth und Christina Warinner in Science publizierte, durchsetzen und die Jury in allen Kriterien überzeugen. Jurymitglied Mike Zeitz vom Spektrum der Wissenschaft sagt: „Zu faszinieren vermag, wem es gelingt, das Neue unerwartet mit Gewohntem zu verknüpfen. Steinzeitmenschen sind bekannt, aber scheinbar weit weg. Einen winzigen Teil von ihnen – ihre Mundflora – im Labor wieder aufleben zu lassen, schlägt eine Brücke zwischen so diversen Fachgebieten wie Archäologie und Biotechnologie.“ Er erklärte, die Pressemittteilung ließe bei der Entstehung eines neuen Forschungsfeldes – der Paläobiotechnologie – mitfiebern. Die Jury sprach von dem „Jurassic-Park-Moment unter den diesjährigen Einreichungen.“ Außerdem wurde die hohe Qualität der veröffentlichten Fotos gewürdigt.

Ein Trampelpfad führt zu einem hausgroßen Höhleneingang
Eingang zur Höhle El Mirón, Spanien, in der ca. 19.000 Jahre alte menschliche Überreste der "Red Lady" gefunden wurden. Quelle: L.G. Straus

So wie die wissenschaftliche Arbeit zur Rekonstruktion von bis zu 100.000 Jahre alten mikrobiellen Naturstoffen aus dem Zahnstein von Menschen und Neandertalern eine Kooperation unterschiedlicher Disziplinen war, so ist auch die Pressemeldung ein Gemeinschaftswerk. „Die Forschenden haben sich früh bei uns gemeldet, und wir als Pressestelle haben gleich gesehen, das Thema ist einfach total spannend“, erinnert sich Ronja Münch, die zu der Zeit als Leiterin der Pressestelle des Leibniz-HKI die Mitteilung verfasste. „Mit Christina Warinner, einer der beiden Studienleiter*innen, hatten wir zudem eine Wissenschaftlerin, die sehr an Wissenschaftskommunikation interessiert ist und uns zum Beispiel Bildmaterial zugeliefert hat, was wir sonst nicht gehabt hätten. Auch mit den anderen Verfasser*innen, wie dem zweiten Studienleiter Pierre Stallforth, sowie den Erstautor*innen standen wir in regem Austausch.“

Der erste Platz der idw-Jury ging dieses Jahr an die Meldung Afrikanischer Rauch über dem Amazonas aus dem Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, Platz zwei ging an die Nachricht Das war wohl nix mit Generation X: Soziologe widerlegt populäre Annahmen über Generationen der Pressestelle der Universität des Saarlandes. Außerdem wurden dieses Jahr erstmals Publikumspreise vergeben. Diese gingen an Erdmännchen erkranken häufiger und sterben früher - Klimawandel verändert Darm-Mikrobiom der Wildtiere, eingereicht von der Universität Ulm und ebenfalls an den Preisträger des zweiten Juryplatzes, an die Universität des Saarlandes.

Wir freuen uns auf ein weiteres Jahr voll spannender Pressemitteilungen aus der Forschung.

Mitarbeiter*innen

Charlotte Fuchs
Friederike Gawlik
Ronja Münch