Einblicke in die Forschung – Ein Praktikum mit Familiengeschichte

| von Maria Schulz

Wenn Emil Alefelder in dieser Woche das Leibniz-HKI betritt, folgt er gewissermaßen den Spuren seines Urgroßvaters: Hans Knöll legte vor über 75 Jahren den Grundstein für die heutige Spitzenforschung am Standort Jena. Noch vor Beginn des 2. Weltkrieges baute er ein bakteriologisches Labor im Jenaer Glaswerk auf, das sich später als Zentralinstitut für Mikrobiologie und experimentelle Therapie zur größten mikrobiologischen Forschungseinrichtung der DDR entwickelte. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde an dieser Stelle das Leibniz-HKI gegründet. Hans Knöll entwickelte nach dem Krieg ein Verfahren für die Herstellung des Antibiotikums Penicillin im großtechnischen Maßstab, das vielen Menschen in den darauffolgenden Jahren das Leben rettete.

Nun, vier Generationen später, steht sein Urenkel Emil als Schülerpraktikant selbst im Labor – mit Kittel, Schutzbrille und jeder Menge Neugier. Emil besucht derzeit die 12. Klasse eines Gymnasiums in München. In den Osterferien hat es ihn nach Jena verschlagen. Genauer gesagt: ins Gartenhäuschen seiner Oma. Dort wohnt er während seines einwöchigen Praktikums am Leibniz-HKI.

Wir haben uns mit dem 18-Jährigen unterhalten:

Emil, woher kommt deine Neugier für die Naturwissenschaften, liegt das vielleicht in der Familie?

Ich denke schon. Zumindest ein bisschen. Aber ich belege beispielsweise gerade den Biologie-Leistungskurs in der Schule. Da interessiert mich am allermeisten das Thema Genetik und Mutation und wie wir uns dieses Wissen zunutze machen könnten. Ich konnte früher in Freising und in Augsburg schon mal in Praktika in die Mikrobiologie, Ernährungswissenschaften und Immunologie reinschnuppern. Deswegen und natürlich um mich ein wenig in den Fußstapfen meines Urgroßvaters zu bewegen, bin ich jetzt auch hier am Institut und freue mich, dass ich hier noch ein weiteres freiwilliges Praktikum machen konnte.

Was hast du alles gemacht in den vier Tagen hier am Institut?

Ich war im Biotechnikum und durfte an den riesigen Fermentern, heute nennt man sie Bioreaktoren, arbeiten. Wir haben Nährmedien angesetzt, und ich konnte auch einen Einblick in die Mikrofluidik gewinnen und mikroskopieren. Richtig faszinierend, die Prozesse im Biotechnikum zu beobachten. Mikrobiologie im wortwörtlich großen Stil. Ich war auch zwei Tage in der Abteilung Mikrobielle Pathogenitätsmechanismen und habe das Pipettieren und viel über Pilzinfektionen gelernt.

Klingt, als möchtest du später auch beruflich in diese Richtung gehen?

Das ist durchaus möglich. Momentan habe ich aber zwei große Interessen, zwischen denen ich mich entscheiden muss. Ich interessiere mich zwar sehr für die Mikrobiologie und Genetik, aber für das Thema Luftfahrt bin ich auch sehr zu begeistern. Deshalb mache ich auch das Praktikum hier, um mir Wissen anzueignen, das Berufsfeld anzuschauen und hoffentlich leichter eine Entscheidung treffen zu können.

Luftfahrt? Das ist ja auch ein spannendes Thema. Wo kommt das Interesse dafür her?

Ich hatte das große Glück, dass meine Eltern mir ein Austauschjahr ermöglicht haben. Und da bin ich letztes Jahr in der 11. Klasse für ein Jahr nach Kanada gegangen. An die Ostküste, an eine High-School. Da gab es ein Luftfahrt-Programm. Das war sehr, sehr interessant. Da sind wir zum lokalen Flughafen gefahren und durften dann am Simulator lernen, wie man ein Flugzeug fliegt. Und am Ende durften wir auch als Co-Pilot mal im Flugzeug mitfliegen. Also in so einem kleinen Flugzeug. Und das war wirklich ein Traum. Da durfte ich auch ein bisschen mitschrauben an so einem kleinen Flugzeug. Generell war die Zeit in Kanada toll. Ich habe mein Englisch verbessern können, Basketball und Rugby gespielt.

Du bist also auch sportbegeistert?

Ja sehr. Ich schwimme und habe auch schon Eishockey gespielt. Gerade spiele ich Fußball.

Dann hast du ja schon viel erleben dürfen und bist jetzt hier in Jena, an einem Ort, zu dem deine Familie so eine besondere Verbindung hat. Was bedeutet das für dich?

Ich bin hier schon öfter gewesen als kleines Kind. Meine Großeltern kommen ja aus Jena. Und meine Mutter ist auch hier aufgewachsen. Meine Großeltern hatten hier noch eine Wohnung und jetzt haben sie hier nur noch ein Gartenhäuschen. Im Moment übernachte ich dort auch. Hier zu sein und zu erleben, was mein Urgroßvater alles bewirkt hat, macht mich schon stolz und auch ehrfürchtig. Ich habe ihn nie kennengelernt, aber meine Oma hat oft von ihm erzählt und ihn als einen gemütlichen, sehr netten Mann beschrieben, der sich nie in den Vordergrund gestellt hat. Und sie hat mir erzählt, dass sie damals zum Mittagessen immer zu ihm gegangen ist – da stand noch das Haus von den Knölls, hier direkt am Institut.

Ob die Forschung seines Großvaters Emil auch für seinen späteren Weg inspiriert hat, ist für ihn noch offen – aber das Praktikum hat ihm auf jeden Fall gefallen. Und der historische Bezug zu seinem Urgroßvater? „Das ist natürlich schon was Besonderes“, sagt Emil. „Es ist cool, mal zu sehen, was aus dem geworden ist, was er mit aufgebaut hat.“

Danke Emil für das Interview und noch viel Spaß hier in Jena!