Innovationspreis Thüringen: Forschende des Leibniz-HKI nominiert

Finalisten können außerdem den KPMG-Publikumspreis 2022 gewinnen

Mikroskopisches Bild von Fruchtkörpern
Die Amöbe Dictyostelium discoideum bildet bei Nahrungsmangel Furchtkörper mit Sporen aus. Quelle: Falk Hillmann/Leibniz-HKI

Das Projekt "Amöben als biotechnologische Produktionsplattform für pharmazeutische Wirkstoffe" der Leibniz-HKI Forschenden Christin Reimer, Johann Kufs, Vito Valiante, Lars Regestein und Falk Hillmann hat es auf die Shortlist des Innovationspreis Thüringen 2022 geschafft.

Wirkstoffe aus Cannabis stehen weltweit vor dem therapeutischen Einsatz mit einem breiten Indikationsgebiet. Pflanzliches Ausgangsmaterial ist für pharmazeutische Wirkstoffe wegen Schwankungen in Ausbeute und Reinheit nachteilig bis ungeeignet.

Das Team des Leibniz-HKI hat eine bahnbrechende biotechnologische Produktionsplattform entwickelt, mit der sich Wirkstoffe pflanzlichen Ursprungs im Bioreaktor in der arzneimittelrechtlich geforderten Qualität und mit hoher Ausbeute herstellen lassen. Sie setzen die Amöbe Dictyostelium discoideum als Produktionsorganismus ein, um mit einem innovativen Verfahren Olivetolsäure als Vorstufe des Cannabinoids Tetrahydrocannabinol zu erzeugen. Mit genmanipulierten Amöben als Produktionsplattform hat das Team völliges Neuland beschritten.

Amöben verfügen natürlicherweise über Biosynthesewege, die denen der Pflanzen ähneln. Mit für Amöben maßgeschneiderten molekularbiologischen Werkzeugen, die eigens von Falk Hillmann und Vito Valiante entwickelt wurden, gelang die Expression eines funktionalen Hybridenzyms, das zwei katalytische Schritte in einem einzigen Protein realisiert. So wurde es möglich, Olivetolsäure als unmittelbare und essentielle Vorstufe der Cannabinoide zu erzeugen. Mit der biotechnologischen Expertise von Lars Regestein wurde der Prozess aus dem Labormaßstab in den Bioreaktor überführt. Das patentierte Verfahren eröffnet die Möglichkeit zur wirtschaftlichen Produktion von medizinischen Cannabinoiden.

Mit dem Innovationspreis Thüringen werden jährlich herausragende Produkte, Verfahren und Dienstleistungen aus Thüringen gewürdigt. Der Preis wird gemeinsam vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wirtschaft und Digitale Gesellschaft, der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT), dem TÜV Thüringen e.V. sowie der Ernst-Abbe-Stiftung ausgelobt. Die feierliche Preisverleihung findet am 30. November 2022 in der Weimarhalle in Weimar statt.

Finalisten können außerdem den KPMG-Publikumspreis 2022 gewinnen. Bis zum 25. November sind alle herzlich eingeladen, ihren Favoriten zu wählen.

Mitarbeiter*innen

Falk Hillmann
Johann Kufs
Lars Regestein
Christin Reimer
Vito Valiante