Kunstvolle Wissenschaft

Wie Pilze und Bakterien als Kunstwerke gesehen werden können

| Charlotte Fuchs

Die Gewinner des diesjährigen Microverse-Fotowettbewerbs: Harikumar Suma, Beatriz Cristovão, Merle Hammer, Sindy Oekler (von links nach rechts)
Die Gewinner*innen des diesjährigen Microverse-Fotowettbewerbs: Harikumar Suma, Beatriz Cristovão, Merle Hammer, Sindy Oekler (von links nach rechts). Quelle: Juliane Seeber / Exzellenzcluster „Balance of the Microverse“

Die Schönheit der Natur lässt sich auch in den kleinsten Lebewesen finden. Das beweisen die prämierten Fotos des „Microverse Photo Contest“.

„Habt ihr fesselnde, hochauflösende Bilder von Mikroorganismen unter dem Mikroskop, insbesondere von Pilzen, Mikroalgen oder Bakterien?“

Mit diesen Worten lud der Exzellenzcluster Balance of the Microverse an der Friedrich-Schiller-Universität Jena seine Wissenschaftler*innen zu einem Fotowettbewerb ein. Der durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderte Exzellenzcluster untersucht das komplexe Gleichgewicht mikrobieller Gemeinschaften und ihre Wechselwirkungen mit der Umwelt. Die Forschungsergebnisse liefern den Forschenden nicht nur wichtige Lösungsansätze für drängende Probleme, wie z. B. Antibiotikaresistenzen, sondern sind manchmal auch richtige Kunstwerke. Um dies zu würdigen, hat der Cluster erstmals einen Fotowettbewerb ausgerufen.

Der dritte Platz des Wettbewerbs, dotiert mit 100 €, ging an Harikumar Suma, Doktorand in der Abteilung Paläobiotechnologie am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (Leibniz-HKI). „Das Bild beeindruckte uns durch seine außergewöhnliche technische Ausführung und die detaillierte Komposition. Mit Hilfe der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) hebt es komplizierte bakterielle Strukturen hervor“, lautet das Urteil des Clusters. Das Bild zeigt eine Mischung von Bakterienarten (Bacillus sp., Streptomyces sp., eine Art Actinobacteria und auch γ-Proteobacteria), die mit der sogenannten Microbial-FISH-Methode fluoreszierend markiert wurden. Das Bild ist repräsentativ für eine polymikrobielle Gemeinschaft, deren einzelne Mitglieder dank FISH unterschieden werden können. „Da es verschiedene Fluoreszenzsignale gibt, sieht es so aus, als ob die Bakterien an einer Neonparty teilnehmen würden“, beschreibt Suma sein Foto.

Den zweiten Platz belegte das Bild eines Dickdarmquerschnittes einer keimfreien Maus, der mit Candida albicans besiedelt wurde, um zu untersuchen, wie sich der Krankheitserreger dort ausbreitet. Die 200 € Preisgeld teilt sich Gewinnerin Merle Hammer, Doktorandin in der Forschungsgruppe Mikrobielle Immunologie am Leibniz-HKI, mit ihrer Kollegin Sindy Oekler, die den histologischen Schnitt für die Färbung anfertigte. Der Cluster bezeichnet das Bild als eine „Mischung aus Kunst und Wissenschaft!“ „Die gelb gefärbten fadenförmigen Candida albicans-Pilze befinden sich in den Fäkalien im Inneren des Darms. Die Kerne der Epithelzellen des Dickdarms sind mit DAPI blau gefärbt, Schleim und andere Glykokonjugate sind in Magenta angefärbt“, erklärt Hammer.

Siegerin des Wettbewerbes ist Beatriz Cristovão, Doktorandin in der unabhängigen Nachwuchsgruppe Adaptive Pathogenitäts-Strategien des Leibniz-HKI. „Das Bild einer Candida albicans-Infektion in einem Darm-auf-Chip-Modell beeindruckte uns mit seinen leuchtenden Farben, den komplizierten Details und seiner wissenschaftlichen Bedeutung. Wirklich atemberaubend“, schreibt das Cluster. Mit dem Darm-auf-Chip-Modell können Infektionsprozesse simuliert und die Wechselwirkungen zwischen Krankheitserreger und Darmzellen untersucht werden. „Die Zellkerne sind blau, Candia albicans orange gefärbt. In Grün ist das filamentöse Actin zu sehen, ein Strukturprotein, und in Rot die Zonula occludens-1 (Zellkontakte aus Membranproteinen)“, schlüsselt Cristovão das mit 300 € dotierte Bild auf.

Wir gratulieren allen Preisträger*innen ganz herzlich!

Mitarbeiter*innen

Beatriz Cristovão
Merle Hammer
Sindy Oekler
Harikumar Suma