Medizin für alle: Marie von Lilienfeld-Toal auf Professur berufen
| Ronja Münch
Seit dem 1. Juli dieses Jahres ist Marie von Lilienfeld-Toal Professorin für „Versorgungsforschung in der Onkologie“ an der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Der Lehrstuhl soll bald in „Diversitätsmedizin“ umbenannt werden, außerdem baut von Lilienfeld-Toal das erste deutsche Institut für Diversitätsmedizin auf.
Marie von Lilienfeld-Toal ist mit ihrer Gruppe Infektionen in der Hämatologie/Onkologie seit ihrer Berufung an die Friedrich-Schiller-Universität Jena im Jahr 2013 an das Leibniz-HKI assoziiert, zudem forschte sie am Universitätsklinikum Jena. Ihr Team untersucht insbesondere invasive Pilzinfektionen, die für Krebspatienten besonders gefährlich sind. Es war beispielsweise an der Entwicklung eines „Aspergillosis-on-chip“ Modells beteiligt, das die Infektionsmechanismen des Pilzes Aspergillus fumigatus in der Lunge untersucht.
Als Medizinerin beschäftigt sich von Lilienfeld-Toal zudem mit Nebenwirkungen von Therapien – die nicht für alle Menschen gleich sind. „Mein Ziel ist eine Medizin, die den Kontext, in dem sich eine Person befindet, maximal berücksichtigt und dadurch zur gesundheitlichen Gleichstellung aller Bevölkerungsgruppen beiträgt“, wird sie in einem Artikel der RUB zitiert.
Das neue Institut für Diversitätsmedizin beschäftigt sich mit diesen Kontexten, die in der Medizin bislang häufig nicht berücksichtigt wurden und so zu einer schlechteren Versorgung bestimmter Bevölkerungsgruppen führen. Da viele medizinische Studien nur an Männern aus Europa oder Amerika durchgeführt wurden, werden Krankheiten bei anderen Bevölkerungsgruppen – sei es anderen Geschlechts, anderer Hautfarbe oder Kultur – häufig schlechter erkannt oder behandelt. Beispielsweise werden Herzinfarkte bei Frauen häufig nicht rechtzeitig diagnostiziert und Hautkrankheiten auf dunklerer Haut übersehen.
Das Institut für Diversitätsmedizin soll unter anderem die Datenlage in Deutschland zu den Folgen dieser Ungleichbehandlung verbessern. Aktuell liegen hauptsächlich Studien aus den USA vor, die eine schlechtere Behandlung marginalisierter Bevölkerungsgruppen belegen.
Marie von Lilienfeld-Toal wird dem Leibniz-HKI über ihre Beteiligung am DFG-Sonderforschungsbereich (Transregio) FungiNet weiterhin eng verbunden bleiben.