Mikroorganismen flüstern chemisch: Christine Beemelmanns auf Professur berufen

Christine Beemelmanns wurde auf die Professur für Mikrobielle Stoffwechselbiochemie berufen. (Quelle: Leibniz-HKI)

Seit Januar 2022 ist Christine Beemelmanns – Leiterin der Nachwuchsgruppe Chemische Biologie der Mikroben-Wirt Interaktionen am Leibniz-HKI – Professorin an der Universität Leipzig. Mit der Überreichung der Ernennungsurkunde wurde sie auf die Professur für Mikrobielle Stoffwechselbiochemie berufen und wird im Laufe des Jahres mit ihrer Gruppe nach Leipzig wechseln.

Christine Beemelmanns hat an der RWTH Aachen Chemie studiert und wurde nach einem Forschungsaufenthalt am renommierten japanischen RIKEN-Institut an der Freien Universität Berlin promoviert. Anschließend zog es sie für das Postdoktorat erneut nach Japan, diesmal an das Tokyo Institute of Technology. Nach einem weiteren Postdoc-Aufenthalt an der Harvard Medical School bei Boston wechselte sie 2013 als Leiterin einer Nachwuchsgruppe an das Leibniz-HKI.

Im Mittelpunkt ihrer Forschung stehen symbiotische Systeme, an denen Mikroorganismen beteiligt sind. Mit ihrem Team analysiert Christine Beemelmanns die Strukturen, genetischen Grundlagen und Funktionen von Naturstoffen, die in der Symbiose eine Rolle spielen. Viele dieser Moleküle sind noch unentdeckt, scheinen jedoch eine zentrale Rolle im Zusammenleben verschiedener Organismen zu spielen. Im besten Falle kommen solche Naturstoffe auch für die Anwendung am Menschen in Frage, beispielsweise als Antibiotika.

Die Biochemikerin erforscht unter anderem einen hochspezialisierten, symbiotischen Pilz, den bestimmte Termiten in speziell gebauten Nestern kultivieren. Die Fruchtkörper des Pilzes sind Nahrungsquelle für die gesamte Termitenkolonie. In solchen Pilzgärten sind kaum Schadorganismen oder Fressfeinde zu finden, die Symbionten stabilisieren offenbar ihr Bündnis und wehren Gegner wirkungsvoll ab. Mit ihrem Team spürt Christine Beemelmanns die Stoffe auf, die hierfür verantwortlich sind.

Auch Meeresbewohner haben es ihr angetan. So sind Stachelpolypen durch ihr komplexes Mikrobiom nicht nur vor Feinden geschützt, die Mikroorganismen steuern auch wichtige zelluläre Prozesse in deren Lebenszyklus. Für die Erforschung der molekularen Steuerung dieser komplexen Lebensgemeinschaft wurde Christine Beemelmanns mit einem ERC Starting Grant ausgezeichnet.

Mit ihrer beruflichen Entwicklung steht die Chemikerin exemplarisch für die Nachwuchsförderung am Leibniz-HKI: Vielversprechende junge Wissenschaftler*innen, die bereits Erfahrung im Ausland gesammelt haben, qualifizieren sich am Institut bei bester technischer Ausstattung für die nächste Karrierestufe. Unterstützt werden sie dabei durch ein breites Netzwerk aus hochspezialisierten Kolleginnen und Kollegen, um schließlich diese Erfahrungen nach außen zu tragen und dem Institut als Kooperationspartner verbunden zu bleiben. So ist Christine Beemelmanns mit einem eigenen Teilprojekt am Jenaer Sonderforschungsbereich ChemBioSys beteiligt und wird dies auch bleiben, wenn sie ihre Labore in Leipzig bezogen hat.

Als Professorin wird Christine Beemelmanns künftig umfangreiche Lehraufgaben an der Universität Leipzig übernehmen und sich damit noch stärker als bisher um die Ausbildung der nächsten Generation von Forschenden kümmern. Mit ihrem Forschungsgebiet an der Schnittstelle zwischen Chemie und Biologie wird sie den Studierenden vor allem die interdisziplinäre Arbeit in Forschungsteams nahebringen. Und vielleicht kommen einige von ihnen für ihre Doktorarbeit auch wieder an das Leibniz-HKI.

Mitarbeiter*innen

Christine Beemelmanns