Ohne ökonomische Anreize keine neuen Antibiotika
Policy-Paper der Leopoldina zur Förderung neuer antimikrobieller Wirkstoffe veröffentlicht
| von Friederike Gawlik

Prof. Dr. Axel Brakhage, Direktor des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (Leibniz-HKI) und Professor für Mikrobiologie und Molekularbiologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, hat als Experte für human-pathogene Pilze an der Erarbeitung eines aktuellen Policy-Papers der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) mitgewirkt. Die Veröffentlichung macht deutlich, dass wirtschaftliche Anreize für die Entwicklung neuer antimikrobieller Wirkstoffe notwendig sind, um der wachsenden Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen zu begegnen.
Antibiotika sind essenziell für die moderne Medizin, sowohl zur Behandlung akuter Infektionen als auch zur Infektionsprophylaxe bei Operationen. Doch die steigende Zahl resistenter Erreger macht viele gängige Medikamente unwirksam. Laut einer im Fachjournal The Lancet veröffentlichten Analyse aus dem Jahr 2022, starben 2019 weltweit rund 1,27 Millionen Menschen infolge von Infektionen mit resistenten Bakterien. Prognosen zufolge könnten laut Leopoldina bis zum Jahr 2050 jährlich bis zu 39 Millionen Todesfälle auf Antibiotikaresistenzen zurückzuführen sein.
Trotz dieser alarmierenden Entwicklung wurden seit den 1980er Jahren nur wenige neue Klassen antimikrobieller Medikamente entwickelt, was unter anderem auf ökonomische Hürden in Forschung und Entwicklung zurückzuführen ist. Die im Policy-Paper „Ökonomische Anreize für die Entwicklung neuer antimikrobieller Wirkstoffe“ vorgestellten Maßnahmen sollen die Industrie dazu ermutigen, wieder verstärkt in neue Antibiotika zu investieren. Dazu gehören ein Subskriptionsmodell mit garantierten Einnahmen, Markteintrittsprämien und Meilensteinzahlungen.
Brakhage betont: „Die Bedrohung durch resistente Erreger wächst rasant. Ohne finanzielle Anreize werden wir in Zukunft viele Infektionen nicht mehr behandeln können.“ Er unterstützt daher die Forderung nach einer verstärkten politischen und wirtschaftlichen Förderung der Antibiotikaforschung.
Das Policy-Paper basiert auf Gesprächen des Präsidenten der Nationalen Akademie der Wissenschaften Prof. Dr. Gerald Haug mit ausgewiesenen Expert*innen aus Wirtschaft und Wissenschaft.
Das vollständige Policy-Paper ist auf der Website der Leopoldina oder hier zum Download verfügbar: