Zusammenspiel von Kunst und Wissenschaft
Künstlerische Tatsachen - Neue Projekte werden enthüllt
| von Charlotte Fuchs
So fremd wie sie einander erscheinen, müssen sie nicht sein. Kunst und Wissenschaft, zwei sehr verschiedene Disziplinen, lassen sich auf ästhetische, teils sehr ungewöhnliche Art miteinander verbinden. Ein Aspekt, der dem Jenaer Beutenberg-Campus stets sehr wichtig war. So ziert beispielsweise das in den 1950er Jahren erbaute Hauptgebäude des heutigen Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (Leibniz-HKI) das Relief eines Drachentöters, der den Kampf gegen Infektionskrankheiten symbolisiert. Und selbstverständlich lässt sich auch die Wissenschaft selbst in der Kunst darstellen. Dieser Tradition auf moderne Weise folgend, arbeitet das Leibniz-HKI mit dem Projekt Künstlerische Tatsachen zusammen.
Die Idee dahinter: Wissenschaft und Kunst zusammenzubringen und einen besonderen Austausch zwischen den Disziplinen zu entwickeln. So können die Forschenden neue Perspektiven auf ihre Arbeit gewinnen und die Künstlerinnen und Künstler ihre Praxis durch wissenschaftliche Methoden erweitern.
Abstoßender Eindringling?
In diesem Jahr arbeiteten fünf Wissenschaftler*innen des Leibniz-HKIs mit Eugénie Desmedt zusammen. Die Wiener Künstlerin arbeitet an der Schnittstelle zwischen Installation, Medienkunst und Sprachkunst. Wir sind daher gespannt, was aus ihrem Austausch mit Myrto Katsipoulaki, Raghav Vij, Candela Fernández-Fernández, Beatriz Cristovão und Jakob Sprague entstanden ist. Unsere fünf Wissenschaftler*innen beschäftigen sich mit der Evolution und Anpassung bei krankheitserregenden Pilzen wie Candida albicans, den Pathogenitätsmechanismen, der Anpassung an den Wirt sowie der Immunologie von Pilzinfektionen.
„Die Vorstellung, dass Hefepilze in unserem Körper wachsen, wird oft von Gefühlen des Ekels oder der Abscheu begleitet“, meint Desmedt. „Diese Gefühle dienten als Ausgangspunkt für meine Arbeit während meines Aufenthalts bei Künstlerische Tatsachen. In Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern des Leibniz-HKI drehte sich mein Projekt um die Wahrnehmung von Hygiene, Reinheit und Sauberkeit in Bezug auf den menschlichen Körper. Wenn wir Abstoßung als einen Mangel an klaren Grenzen der Identifikation zwischen dem Selbst und dem Anderen verstehen, könnten wir dann für einen Moment Candida albicans nicht als einen abscheulichen Eindringling in den menschlichen Körper sehen, sondern vielmehr als einen Organismus, für den der menschliche Körper als defekter Wirt dient?“
Wie ihre künstlerische Antwort auf diese Gedanken aussieht, wird sich bei der Vernissage am Samstag, 14. September ab 18 Uhr im TRAFO in Jena zeigen. Untermalt wird die Eröffnung mit einer Sound-Performance des Künstlers Tim Shaw und einer Luftakrobatik-Darbietung der Künstlerin Mary Maggic.