Eine Brücke zwischen Forschung und Wirtschaft
Am 2. und 3. Dezember treffen sich Biotechnologen zu einem Symposium in Jena
Von Tina Kunath
Jena. In der Entwicklung neuer Medikamente, die beispielsweise im Kampf gegen schwerwiegende Infektionskrankheiten eingesetzt werden können, klafft eine Lücke zwischen Forschung und Wirtschaft: Zwar stoßen Grundlagenforscher bisweilen auf neue Wirkstoffe, doch werden diese nur selten industriell weiterentwickelt. Einen Beitrag zur Überwindung kann die Biotechnologie liefern. Zwei Tage lang besprechen sich Biotechnologen in Jena nun über ihre aktuelle Forschung und zukünftige Brückenschläge.
Es soll eine Aufnahme des Status quo sein, ein Abgleichen der unterschiedlichen Forschungsstände, aber nicht nur das: Zum Symposium „Biotechnologie von Naturstoffen“ treffen sich deutsche und US-amerikanische Experten in Jena auch, um über die Zukunft der Wirkstoffsuche und -entwicklung zu sprechen. „Wir wollen mit dem Symposium den Grundstein für eine Weiterentwicklung der akademischen und angewandten Biotechnologie in Jena legen“, sagt Axel Brakhage, Direktor des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI) und Lehrstuhlinhaber an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der zum Symposium geladen hat.
Gemeinsam mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) hat das HKI erfolgreich eine Professur für „Synthetische Biotechnologie der Wirkstoffproduktion“ im ProExzellenz-Programm des Freistaates Thüringen eingeworben. Auf dem Symposium soll so unter anderem die Forschungsausrichtung dieser Professur unter den Wissenschaftlern thematisiert werden. In den vergangenen Jahren hat sich Jena zu einem der führenden Standorte in den Bereichen Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie entwickelt. Mit der neuen Professur wird nun der Anwendungsaspekt der wissenschaftlichen Arbeit gestärkt und die Möglichkeit für gemeinsame Projekte mit der Industrie weiter ausgebaut, betont Axel Brakhage: „Mit dem Biotechnikum sind wir bereits heute ein international gefragter Kooperationspartner für die Industrie. Eine größere Expertise im Bereich angewandter Wirkstoffproduktion hilft uns, den Technologiestandort Thüringen zu profilieren und kommt auch für die Studenten der FSU und der Ernst-Abbe-Hochschule wie gerufen. Fermentationsführung, Prozessentwicklung – das sind in der Industrie sehr gefragte Fähigkeiten, die wir den Studenten mit an die Hand geben möchten.“
Die neue Professur wird die Forschung des Biotechnikums komplementieren. Hier werden im Pilotmaßstab neue Wirkstoffe aus Mikroorganismen erzeugt und erprobt. Außerdem entwickeln die Wissenschaftler innovative Verfahren der Mikrofluidik, um auf kleinstem Raum und sehr materialschonend gewaltige Probenmengen analysieren zu können. Auch hier liefert die Biotechnologie neue Impulse, die im Netzwerk der Jenaer Forschungseinrichtungen und Biotech-Unternehmen weitergeführt werden können. Land und Bund fördern diese erfolgreichen Aktivitäten bereits seit mehreren Jahren.
Bildunterschrift
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Matthias Steinacker vom Hans-Knöll-Institut bedient die Steuereinheit eines Fermenters. Mit Hilfe solcher Anlagen werden neue Bioverfahren zur Wirkstoffgewinnung aus Mikroorganismen entwickelt und erprobt.
Quelle: HKI/Schroll
Informationen zum HKI
Das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut – wurde 1992 gegründet und gehört seit 2003 zur Leibniz-Gemeinschaft. Die Wissenschaftler des HKI befassen sich mit der Infektionsbiologie human-pathogener Pilze. Sie untersuchen die molekularen Mechanismen der Krankheitsauslösung und die Wechselwirkung mit dem menschlichen Immunsystem. Neue Naturstoffe aus Mikroorganismen werden auf ihre biologische Aktivität untersucht und für mögliche Anwendungen als Wirkstoffe zielgerichtet modifiziert.
Das HKI verfügt über fünf wissenschaftliche Abteilungen, deren Leiter gleichzeitig berufene Professoren der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) sind. Hinzu kommen mehrere Nachwuchsgruppen und Querschnittseinrichtungen mit einer integrativen Funktion für das Institut, darunter das anwendungsorientierte Biotechnikum als Schnittstelle zur Industrie. Gemeinsam mit der FSU betreibt das HKI die Jena Microbial Resource Collection, eine umfassende Sammlung von Mikroorganismen und Naturstoffen. Zurzeit arbeiten mehr als 380 Personen am HKI, davon 130 als Doktoranden.
Das HKI ist Initiator und Kernpartner großer Verbundprojekte wie der Exzellenz-Graduiertenschule Jena School for Microbial Communication, der Sonderforschungsbereiche FungiNet (Transregio) und ChemBioSys, des Zentrums für Innovationskompetenz Septomics sowie von InfectControl 2020 – Neue Antiinfektionsstrategien, einem Vorhaben im BMBF-Programm Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation. Seit 2014 ist das HKI Nationales Referenzzentrum für invasive Pilzinfektionen.
Informationen zur Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an.
Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der WissenschaftsCampi –, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam.
Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 17.200 Personen, darunter 8.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,5 Milliarden Euro.
Ansprechpartner
Dr. Michael Ramm
Wissenschaftliche Organisation
Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie e. V. – Hans-Knöll-Institut (HKI) –
Adolf-Reichwein-Straße 23
07745 Jena
Telefon: +49 3641 5321011
Mobil: +49 176 54909562
E-Mail: presse@hki-jena.de
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