Krankheiten anders denken
Peter F. Zipfel und Christine Skerka erhalten den Galenus-von-Pergamon-Preis 2014
Von Tina Kunath
Jena. Warum werden wir krank? Wie funktionieren Krankheiten? Um zumindest einige Antworten auf diese uralten Fragen zu finden, gehen Peter F. Zipfel und Christine Skerka vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI) den umgekehrten Weg: Sie erforschen nicht die Krankheiten selbst, sondern die Reaktionen des Körpers darauf. Für ihre Erkenntnisse zu rätselhaften Nierenerkrankungen haben sie nun den hochrenommierten Galenus-von-Pergamon-Preis erhalten.
„Um herauszufinden, was Krankheiten im Körper auslösen, betrachten wir einen bestimmten Teil der Antwort des Immunsystems darauf. Wenn es gelingt, die Immunantwort zu verstehen, kann man auch die Erkrankung verstehen lernen“, sagt Christine Skerka aus der Abteilung Infektionsbiologie des HKI. Gemeinsam mit dem Leiter der Abteilung, Peter F. Zipfel, wurde sie nun mit dem prestigeträchtigen Galenus-von-Pergamon-Preis 2014 ausgezeichnet, gestiftet von der Springer Medizin Ärzte Zeitung Verlagsgesellschaft und überreicht durch die Bundesbildungs- und Forschungsministerin Johanna Wanka.
Die beiden HKI-Wissenschaftler erhielten den Preis für zwei wissenschaftliche Arbeiten, die den Ursachen für die rätselhafte Nierenerkrankung Dense Deposit Disease nachgehen. Diese betrifft vor allem Kinder und Jugendliche und führt innerhalb weniger Jahre zum Nierenversagen. Gemeinsam mit den Ärzten Michael Wiesener aus Erlangen und Dominik Müller aus Berlin, konnten nicht nur klinische Daten erhoben, sondern erste Erkenntnisse an Patienten angewendet werden. „Uns geht es darum, die Lebensqualität der Patienten durch unsere Forschung zu verbessern“, so Peter F. Zipfel. Damit schafft das Team der Infektionsbiologen einen Übergang von der Grundlagenforschung zur Praxis im Krankenhaus. „Wenn – wie in Berlin geschehen – eine jungen Patientin durch eine neue Therapieform relativ sorgenfrei leben kann, hat sich die Forschung doch gelohnt!“
Bildunterschrift
Dr. Christine Skerka und Prof. Dr. Peter F. Zipfel vom Hans-Knöll-Institut in Jena erhielten den Galenus-von-Pergamon-Preis 2014 für Grundlagenforschung (Quelle: HKI/Ramm).
Informationen zum HKI
Das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut – wurde 1992 gegründet und gehört seit 2003 zur Leibniz-Gemeinschaft. Die Wissenschaftler des HKI befassen sich mit der Infektionsbiologie human-pathogener Pilze. Sie untersuchen die molekularen Mechanismen der Krankheitsauslösung und die Wechselwirkung mit dem menschlichen Immunsystem. Neue Naturstoffe aus Mikroorganismen werden auf ihre biologische Aktivität untersucht und für mögliche Anwendungen als Wirkstoffe zielgerichtet modifiziert.
Das HKI verfügt über fünf wissenschaftliche Abteilungen, deren Leiter gleichzeitig berufene Professoren der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) sind. Hinzu kommen mehrere Nachwuchsgruppen und Querschnittseinrichtungen mit einer integrativen Funktion für das Institut, darunter das anwendungsorientierte Biotechnikum als Schnittstelle zur Industrie. Gemeinsam mit der FSU betreibt das HKI die Jena Microbial Resource Collection, eine umfassende Sammlung von Mikroorganismen und Naturstoffen. Zurzeit arbeiten mehr als 380 Personen am HKI, davon 130 als Doktoranden.
Das HKI ist Initiator und Kernpartner großer Verbundprojekte wie der Exzellenz-Graduiertenschule Jena School for Microbial Communication, des Sonderforschungsbereiches/Transregio FungiNet, des Zentrums für Innovationskompetenz Septomics sowie von InfectControl 2020 – Neue Antiinfektionsstrategien, einem Vorhaben im BMBF-Programm Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation. Seit 2014 ist das HKI Nationales Referenzzentrum für invasive Pilzinfektionen.
Informationen zur Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen ‑ u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi ‑, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 17.500 Personen, darunter 8.800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,5 Milliarden Euro.
Ansprechpartner
Dr. Michael Ramm
Wissenschaftliche Organisation
Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie e. V. – Hans-Knöll-Institut (HKI) –
Adolf-Reichwein-Straße 23
07745 Jena
+49 3641 532-1011
+49 176 54909562
michael.ramm@hki-jena.de
www.leibniz-hki.de
Klicken Sie bitte hier, wenn Sie zukünftig keine Pressemitteilungen des HKI mehr empfangen möchten.