Praxistipps zur Erforschung von Pilzinfektionen
FEBS-Kurs mit internationaler Besetzung hat begonnen
Von Tina Kunath
Jena. Will man Pilzinfektionen vollumfänglich erforschen, muss man auch den betroffenen Wirtsorganismus mit einbeziehen. Doch gerade für Nachwuchswissenschaftler sind die Chancen mit Versuchstieren und Alternativmodellen zu arbeiten, gering gesät. Der derzeit am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (HKI) stattfindende FEBS-Kurs schafft Abhilfe: Nachwuchswissenschaftler treffen auf erfahrene Kollegen und bringen sich im praktischen Arbeiten mit Infektionsmodellen auf den neuesten Stand.
Ein Format, das sich bewährt hat: Zwei Wochen vollgepacktes Programm aus Laborversuchen, Vorträgen von internationalen Experten und sozialen Aktivitäten. Der FEBS-Kurs ist in Europa eine einzigartige Veranstaltung für Doktoranden, Postdocs und Nachwuchsgruppenleiter, die an Pilzen als Krankheitserregern forschen. Teilnehmer aus 18 Ländern, verteilt über den gesamten Globus haben sich in diesem Jahr erfolgreich nach Jena beworben und kamen voller Tatendrang ans HKI, wie die indische Doktorandin Dhara Malavia von der Universität Aberdeen begeistert berichtet: „Theoretisch habe ich mich zwar schon mit Infektionsmodellen beschäftigt, aber hier kann ich mich erstmals praktisch ausprobieren. Der Kurs gibt uns die einmalige Chance, eine ganze Reihe an Experimenten selbst durchzuführen und nicht nur anderen dabei zuzusehen.“
Entscheidend bei der Auswahl der Kandidaten war nicht nur die individuelle Eignung, sondern auch ein generelles Anliegen der Organisatoren, wie Ilse Jacobsen, Gruppenleiterin am HKI erzählt: „Man darf die Teilnehmer als Multiplikatoren nicht unterschätzen. Das, was sie bei uns lernen, tragen sie hinaus in die Welt.“
In den praktischen Kursen werden die Teilnehmer mit modernen Experimenten in Zellkulturen und am Versuchstier Maus bekannt gemacht. Vermittelt werden soll dabei auch der hohe Tierschutz- und Ethikstandard, den Deutschland auszeichnet. Begleitet werden sie dabei von erfahrenen Wissenschaftlern aus Europa, Israel und den USA. Diese widmen sich an jeweils zwei Tagen ihren ‚Schützlingen auf Zeit‘. „Gerade die Pausen zwischen den Experimenten und Vorträgen nutzen wir intensiv, um Erfahrungen von den Wissenschaftlern aufzuschnappen und mit ihnen in Kontakt zu kommen“, sagt die Spanierin Kontxi Martinez de San Vicente, die ihre Doktorarbeit am University College Dublin anfertigt. Doch auch im Anschluss an den Kurs treffen sich die Teilnehmer am Abend und erkunden, was Jena außer Laboren noch zu bieten hat. „Jena gefällt mir. Im Gegensatz zu manchen Teilnehmern, die aus London oder Mexiko City kommen, schätze ich die Übersichtlichkeit und die kurzen Wege. Der prall gefüllte Kursplan, lässt allerdings nur einen kleinen Einblick in die Stadt zu“, fügt Kontxi lächelnd hinzu.
Die FEBS (Federation of European Biochemical Society) hat es sich zur Aufgabe gemacht, wissenschaftliche Disziplinen wie Biochemie, Molekularbiologie, Zellbiologie und Molekularbiophysik durch gemeinsame Programme und Veranstaltungen miteinander zu vernetzen und zu stärken. Sie vereint in Europa über 36.000 Mitglieder. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auch auf die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses gelegt – wie Veranstaltungen wie der FEBS-Kurs zeigen. Das anspruchsvolle Kursprogramm der FEBS genießt international sehr hohes Ansehen und ist für die Institute, die den Zuschlag dafür bekommen, ein Beleg für höchste Qualität in Forschung und Lehre.
Bildunterschriften
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Die Wissenschaftlerin Silke Silva (zweite von links) führt die Teilnehmer des Kurses, Laura E. Carreto-Binaghi, Paul-Albert König und Patricia Albuquerque (von links), an die praktische Arbeit mit Infektionsmodellen heran.
Quelle: HKI/Bernhard Hube
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Die Doktorandin Iuliia Viediernikova (zweite von links) berichtet den Teilnehmern des FEBS-Kurses, Dhara Malavia, Aize Pellon, Kontxi Martinez de San Vicente und Barbara Koch (von links), von ihren experimentellen Erfahrungen mit einer Amöbe.
Quelle: HKI/Tina Kunath
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In diesem Jahr strömen Nachwuchswissenschaftler aus 18 Ländern zum FEBS-Kurs nach Jena. Die Kommunikation ist dennoch kein Problem, denn in den Laboren dieser Welt wird meist Englisch gesprochen.
Quelle: HKI/Bernhard Hube
Informationen zum HKI
Das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut – wurde 1992 gegründet und gehört seit 2003 zur Leibniz-Gemeinschaft. Die Wissenschaftler des HKI befassen sich mit der Infektionsbiologie human-pathogener Pilze. Sie untersuchen die molekularen Mechanismen der Krankheitsauslösung und die Wechselwirkung mit dem menschlichen Immunsystem. Neue Naturstoffe aus Mikroorganismen werden auf ihre biologische Aktivität untersucht und für mögliche Anwendungen als Wirkstoffe zielgerichtet modifiziert.
Das HKI verfügt über fünf wissenschaftliche Abteilungen, deren Leiter gleichzeitig berufene Professoren der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) sind. Hinzu kommen mehrere Nachwuchsgruppen und Querschnittseinrichtungen mit einer integrativen Funktion für das Institut, darunter das anwendungsorientierte Biotechnikum als Schnittstelle zur Industrie. Gemeinsam mit der FSU betreibt das HKI die Jena Microbial Resource Collection, eine umfassende Sammlung von Mikroorganismen und Naturstoffen. Zurzeit arbeiten etwa 400 Personen am HKI, davon 130 als Doktoranden.
Das HKI ist Initiator und Kernpartner großer Verbundvorhaben wie der Exzellenz-Graduiertenschule Jena School for Microbial Communication, der Sonderforschungsbereiche FungiNet (Transregio) und ChemBioSys, des Zentrums für Innovationskompetenz Septomics sowie von InfectControl 2020, einem Konsortium im BMBF-Programm Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation. Seit 2014 ist das HKI Nationales Referenzzentrum für invasive Pilzinfektionen.
Informationen zur Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an.
Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der WissenschaftsCampi –, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,64 Milliarden Euro.
Ansprechpartner
Dr. Michael Ramm
Wissenschaftliche Organisation
Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie e. V. – Hans-Knöll-Institut (HKI) –
Adolf-Reichwein-Straße 23
07745 Jena
Telefon: +49 3641 5321011
Mobil: +49 176 54909562
E-Mail: presse@leibniz-hki.de
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