Raus aus dem Klassenzimmer, rein ins Labor
Schüler vom Carl-Zeiss-Gymnasium sammeln Praxiserfahrung am Hans-Knöll-Institut
Jena. Natrium tanzt auf dem Wasser und Zitronensäure lässt Backpulver explodieren. Aber warum das alles? Abstrakte naturwissenschaftliche Zusammenhänge verstehen viele Schüler erst dann, wenn sie die Schule längst verlassen haben – im Studium oder Berufsleben. Schon eher einen Blick in die angewandte Wissenschaft zu werfen, davon träumen viele. Helene Glöckner, Franz Janke und Michael Rother vom Carl-Zeiss-Gymnasium haben am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI) schon jetzt die Möglichkeit dazu.
„Dann kommt mal rein!“ Der Mikrobiologe Daniel Scharf öffnet die Labortür und reicht Helene, Franz und Michael einen Kittel. In den nächsten Wochen wird er sie bei ihrer Seminarfacharbeit unterstützen. Die drei haben sich beworben, um hier am Hans-Knöll-Institut den krankheitserregenden Schimmelpilz Aspergillus fumigatus näher untersuchen zu dürfen. Die Seminarfacharbeit ist für jeden Gymnasiasten in Thüringen Pflicht, das Thema ist frei wählbar.
„Heute untersuchen wird einen Wildtyp und einen genetisch veränderten Typ von Aspergillus fumigatus und schauen, ob beide Arten ein bestimmtes Gift produzieren.“ Ausgerüstet mit einer Pipette beugt sich Michael konzentriert über zwei gläserne Reaktionsgefäße mit den unterschiedlichen Lösungen. Daniel beobachtet, gibt hier und da Tipps zum Pipettieren. „Hier können wir Dinge ausprobieren, für die in der Schule keine Zeit ist“, sagt Helene. In knapp 50 Seiten Seminarfacharbeit möchten sie und ihre Mitschüler den Pilz, die von ihm ausgelöste Krankheit und deren Bekämpfung beschreiben.
Schritt für Schritt werden am HKI die Grundsteine dafür gelegt, erzählt Franz: „Aller zwei Wochen kommen wir hierher und nehmen den Pilz Aspergillus fumigatus regelrecht auseinander. Was hat er für Eigenschaften? Wie vermehrt er sich? Mal hilft uns dabei ein Mikrobiologe wie Daniel, mal ein Chemiker und am Ende treffen wir hoffentlich auch einen Arzt, der uns die Behandlung einer Pilzinfektion erklären kann.“
Nur das Rauschen der Lüftungen stört die Stille, während die drei konzentriert die Proben untersuchen. Erst im Anschlussgespräch mit Michael Ramm, der den theoretischen Teil der Arbeit betreut, wird lebhaft diskutiert. Das Thema hat die Schüler gepackt. Schließlich haben sie sich eigenständig hier gemeldet und um Unterstützung gebeten. Ob es alle drei letztlich in ein naturwissenschaftliches Studium zieht, ist zwar noch nicht klar, aber Helene weiß: „Ganz egal, ob ich Chemikerin werde oder nicht: Ich freue mich sehr, diese Erfahrung hier machen zu können.“ Seite an Seite mit Wissenschaftlern zu arbeiten und zu diskutieren, das hält viele neue Erkenntnisse bereit. Aber auch Überraschungen, wie Franz schmunzelnd feststellt: „Ich bin wirklich erstaunt wie gut verständlich sich Wissenschaftler ausdrücken können.“
Am 27. März 2014 findet am Hans-Knöll-Institut der FORSCHE SCHÜLER-Tag statt. Eine gute Gelegenheit für Schüler ab der 8. Klasse einen Blick in die Welt der Mikroben zu werfen und – genauso wie Helene, Franz und Michael – selbst zu Pipette und Reaktionsgefäß zu greifen.
Informationen zum HKI
Das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut – wurde 1992 gegründet und gehört seit 2003 zur Leibniz-Gemeinschaft. Die Wissenschaftler des HKI befassen sich mit der Infektionsbiologie human-pathogener Pilze. Sie untersuchen die molekularen Mechanismen der Krankheitsauslösung und die Wechselwirkung mit dem menschlichen Immunsystem. Neue Naturstoffe aus Mikroorganismen werden auf ihre biologische Aktivität untersucht und für mögliche Anwendungen als Wirkstoffe zielgerichtet modifiziert.
Das HKI verfügt über fünf wissenschaftliche Abteilungen, deren Leiter gleichzeitig berufene Professoren der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) sind. Hinzu kommen mehrere Nachwuchsgruppen und Querschnittseinrichtungen mit einer integrativen Funktion für das Institut, darunter das anwendungsorientierte Biotechnikum als Schnittstelle zur Industrie. Gemeinsam mit der FSU betreibt das HKI die Jena Microbial Resource Collection, eine umfassende Sammlung von Mikroorganismen und Naturstoffen. Zurzeit arbeiten mehr als 350 Personen am HKI, davon 120 als Doktoranden.
Das HKI ist Initiator und Kernpartner großer Verbundprojekte wie der Exzellenz-Graduiertenschule Jena School for Microbial Communication, des Sonderforschungsbereiches/Transregio FungiNet, des Zentrums für Innovationskompetenz Septomics sowie von InfectControl 2020 – Neue Antiinfektionsstrategien, einem Vorhaben im BMBF-Programm Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation. Seit 2014 ist das HKI Nationales Referenzzentrum für invasive Pilzinfektionen.
Informationen zur Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an.
Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der WissenschaftsCampi –, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam.
Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 17.200 Personen, darunter 8.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,5 Milliarden Euro.
Ansprechpartner
Dr. Michael Ramm
Wissenschaftliche Organisation
Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie e. V. – Hans-Knöll-Institut (HKI) –
Adolf-Reichwein-Straße 23
07745 Jena
Telefon: +49 3641 532-1011
Mobil: +49 1520 1848494
Telefax: +49 3641 532-0801
E-Mail: michael.ramm@hki-jena.de
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