Sensibilisierungskampagne zu Pilzinfektionen
Erstmals rückt eine internationale Woche Pilzerkrankungen in das Bewusstsein von Ärzten und Patienten
Die Behandlungsaussichten bei einer ausgeprägten Pilzinfektion sind denkbar ungünstig: Betroffene Patienten weisen häufig unspezifische Symptome auf, sodass die Ärzte eine Infektion meist erst spät oder gar nicht erkennen. Lebenswichtige Behandlungen setzen dadurch verzögert ein. Hinzu kommt, dass ohnehin nur wenige und teilweise ineffektive Therapiemethoden zur Verfügung stehen. Ganz besonders ältere oder abwehrgeschwächte Patienten sind daher einer tödlichen Gefahr ausgeliefert.
Das Bewusstsein schärfen
Die Bundesgesundheitsbehörden der USA, die Centers for Disease Control (CDC), rufen daher vom 14. bis 18. August 2017 die erste sogenannte „Fungal Disease Awareness Week“ – auf Deutsch „Woche der Pilzerkrankungen“ – aus. Die Sensibilisierungskampagne macht auf die Probleme der Pilzinfektionen aufmerksam und rückt die Thematik in die öffentliche Diskussion.
Das Motto der Aktionswoche lautet: „Think Fungus“ – also „Denk' an Pilzinfektionen“. Patienten und Ärzte sind dazu aufgefordert, bei Krankheiten, die trotz Behandlung keine Besserung zeigen, Pilzinfektionen in Betracht zu ziehen.
Die Gesundheitsbehörde thematisiert darüber hinaus noch einen weiteren Aspekt: Zur ohnehin schwierigen Diagnostik und Therapie kommen immer häufiger resistente Pilzerreger hinzu. Damit verlieren die wenigen vorhandenen Medikamente zunehmend ihre Wirksamkeit.
An Lösungen arbeiten
Das deutschlandweite Konsortium InfectControl 2020 hat diese besorgniserregende Entwicklung bereits vor fünf Jahren erkannt und sah frühzeitig Handlungsbedarf. In interdisziplinären Forschungsvorhaben widmen sich Wissenschaftler und Industrievertreter gemeinsam in ca. 30 Projekten dem vielschichtigen Problem der Infektionskrankheiten aus unterschiedlichen Perspektiven. Gleich zwei groß angelegte Projekte des Konsortiums beschäftigen sich gezielt mit Pilzinfektionen.
Erstmals untersuchen Veterinärmediziner, Wissenschaftler und Landwirte gemeinsam systematisch, wie resistente Schimmelpilze in unserer Umwelt entstehen. Die Forscher interessiert dabei besonders, wie der Verbrauch von sogenannten Antimykotika in der Medizin und Landwirtschaft mit der Entstehung von Resistenzen zusammenhängt.
Oliver Kurzai ist wissenschaftlicher Leiter des Forschungsverbunds InfectControl 2020. Er begrüßt die Aktionswoche und bekräftigt: „Pilzinfektionen sind eine unterschätzte Gefahr. Trotz steigender Fallzahlen sind die diagnostischen Möglichkeiten für eine frühzeitige Erkennung von Pilzinfektionen derzeit stark begrenzt.“
Auch diesem Problem widmen sich die Forscher des Konsortiums InfectControl 2020. Mit den Immunzellen des eigenen Körpers entwickeln sie einen neuartigen Diagnosetest, mit dem infizierten Patienten schneller und gezielter geholfen werden kann.
Das Konsortium „InfectControl 2020“: Gemeinsam Infektionen bekämpfen
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert mit rund 45 Millionen Euro derzeit rund 30 Forschungsprojekte im Rahmen von „InfectControl 2020“, in denen Partner aus Industrie und Forschung aus ganz Deutschland interdisziplinär neue Strategien zur Infektionsbekämpfung erarbeiten. Erstmalig widmen sich Wissenschaftler und Unternehmer in diesem Umfang dem so vielschichtigen Problem der Infektionskrankheiten, die nun auch auf internationaler Ebene Aufmerksamkeit erlangen.
Bildunterschriften
Aspergillus fumigatus Konidiophor
Elektronenmikroskopische Aufnahme des Schimmelpilzes Aspergillus fumigatus.
A. fumigatus ist allgegenwärtig. Obwohl er meist bei gesunden Menschen keine Infektionen auslöst, kann er lebensbedrohliche Lungeninfektionen in stark immungeschwächten Patienten verursachen. Daneben kann der Pilz auch für allergische Krankheitssymptome verantwortlich sein.
Quelle: HKI
Candida albicans
Bei vielen Frauen, sehr jungen oder alten Menschen oder auch bei AIDS-Erkrankten kann Candida albicans oberflächliche Infektionen hervorrufen. Bei schwer immungeschwächten Patienten löst der Pilz sogar lebensgefährliche Infektionen aus.
Quelle: HKI
Ansprechpartner
Dr. Hanna Heidel-Fischer
Strategieentwicklung InfectControl 2020
Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut –
Adolf-Reichwein-Straße 23
07745 Jena
Telefon: +49 3641 5321549
E-Mail: hanna.heidel-fischer@leibniz-hki.de
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