Raus aus der Antibiotika-Krise

Interdisziplinäres Forschungsteam entwickelt im Programm „CZS Durchbrüche“ der Carl-Zeiss-Stiftung neue Strategien gegen resistente Keime

| Ute Schönfelder, FSU Jena

Gruppenfoto des SynThera-Teams im Foyer des Leibniz-HKI.
Das „SynThera“-Team hat sich zum gemeinsamen Auftakt in den Räumlichkeiten des Leibniz-HKI getroffen. Von links nach rechts: Dr. Luzia Gyr, Prof. Dr. Gianni Panagiotou, Prof. Dr. Rosalind Allen, Prof. Dr. Pierre Stallforth, Prof. Dr. Miriam Agler-Rosenbaum, Prof. Dr. Axel A. Brakhage, Prof. Dr. Christian Hertweck, Prof. Dr. Ute Hellmich, Prof. Dr. Hans-Dieter Arndt und Prof. Dr. Kai Papenfort. Foto: Maria Schulz/Leibniz-HKI

Jahr für Jahr sterben mehr Menschen an den Folgen einer Infektion mit antibiotikaresistenten Keimen. Bis 2050 könnten es laut einer aktuellen Studie weltweit mehr als 39 Millionen sein. Eine Entspannung der globalen Antibiotika-Krise ist nicht in Sicht. Besonders gravierend dabei: Das Problem ist weitgehend hausgemacht.

Dass sich Resistenzgene gegen Antibiotika so stark und schnell ausbreiten, liegt an ihrem überbordenden und vor allem nicht zielgerichteten Einsatz“, sagt Prof. Dr. Kai Papenfort von der Universität Jena. Denn mit Breitbandantibiotika werden in der Regel nicht nur die krankmachenden Erreger eliminiert, sondern oft das gesamte Mikrobiom des Patienten geschädigt. „Auf diese Weise entwickeln sowohl Krankheitserreger als auch die eigene Mikroflora Resistenzen und immer mehr Antibiotika verlieren ihre Wirkung“, so der Mikrobiologe weiter.

Fünf Millionen Euro Förderung von der Carl-Zeiss-Stiftung

Prof. Miriam Rosenbaum und Prof. Kai Papenforth lehnen in legerer Kleidung an einem Tisch vor einem großen Fenster in einem Foyer und lächeln in die Kamera.
Sie leiten das Projekt: Miriam Agler-Rosenbaum (l.) und Kai Papenfort. Foto: Maria Schulz/Leibniz-HKI

Gemeinsam mit Prof. Dr. Miriam Rosenbaum, Professorin für Synthetische Biotechnologie an der Uni Jena und Leiterin des Biotechnikums am Leibniz-HKI, führt Papenfort ein Forschungsprojekt an, dass der Antibiotika-Krise mit einem ganz neuen konzeptionellen Ansatz begegnen will. Das Projekt „SynThera“ (Synthetic therapeutic microbes for tailored antimicrobial therapies) wird in den kommenden fünf Jahren von der Carl-Zeiss-Stiftung mit rund 5 Mio. Euro unterstützt. In ihrem Themenschwerpunkt „Life Science Technologies“ fördert die Stiftung Forschung an der Schnittstelle von Ingenieur- und Lebenswissenschaften.

Spezifisch wirksam und lokal begrenzt

Das Team, dem neben Rosenbaum und Papenfort acht weitere Forschungsgruppen der Uni Jena und des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut – angehören, setzt bei der Bekämpfung von Krankheitserregern auf die Unterstützung anderer nichtpathogener Mikroben. „Wir wollen Mikroorganismen so designen, dass sie Krankheitserreger erkennen und unschädlich machen und zwar hochspezifisch und lokal begrenzt“, erläutert Miriam Rosenbaum. Dadurch seien zum einen deutlich weniger Nebenwirkungen zu erwarten, als beim Einsatz bisheriger Antibiotika. Zum anderen minimiere sich so auch das Risiko der Resistenzentwicklung. Zusätzlich eröffnet ein solcher Ansatz die Möglichkeit zu einer personalisierten Medizin.

Mit diesem Ansatz wollen die Jenaer Forschenden nicht nur Therapeutika gegen akute Infektionen entwickeln, wie etwa EHEC-Bakterien oder Clostridien. Die maßgeschneiderten Medikamente sollen auch als Prophylaxe, etwa bei Chemotherapie- und organtransplantierten Patientinnen und Patienten zur Anwendung kommen – überall dort, wo heute Antibiotika zur Standardbehandlung gehören.

Über die Carl-Zeiss-Stiftung

Die Carl-Zeiss-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, Freiräume für wissenschaftliche Durchbrüche zu schaffen. Als Partner exzellenter Wissenschaft unterstützt sie sowohl Grundlagenforschung als auch anwendungsorientierte Forschung und Lehre in den MINT-Fachbereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). 1889 von dem Physiker und Mathematiker Ernst Abbe gegründet, ist die Carl-Zeiss-Stiftung eine der ältesten und größten privaten wissenschaftsfördernden Stiftungen in Deutschland. Sie ist alleinige Eigentümerin der Carl Zeiss AG und SCHOTT AG. Ihre Projekte werden aus den Dividendenausschüttungen der beiden Stiftungsunternehmen finanziert.

Kontakt

Kai Papenfort, Univ.-Prof. Dr.

Professur für Allgemeine Mikrobiologie

  • kai.papenfort@uni-jena.de
  • +49 3641 9-49311
  • +49 3641 9-49312

Bioinstrumentezentrum, Raum M1-E3
Winzerlaer Straße 2
07745 Jena

Miriam Agler-Rosenbaum, Univ.-Prof. Dr

Professur für Synthetische Biotechnologie

  • miriam.rosenbaum@leibniz-hki.de
  • +49 3641 +49 3641 532-1120
  • +49 3641 +49 3641 532-2120

Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (Leibniz-HKI)
Beutenbergstraße 11a
07745 Jena

Mitarbeiter*innen

Miriam Agler-Rosenbaum
Axel A. Brakhage
Luzia Gyr
Christian Hertweck
Gianni Panagiotou
Pierre Stallforth

Pressekontakt

Friederike Gawlik
Leiterin
Maria Schulz

Akkreditierung

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