Thüringen fördert zwei neue Forschungseinheiten am Leibniz-HKI
Die neuen Gruppen widmen sich dem pathogenen Pilz Fusarium sowie der automatisierten Suche nach Wirkstoffen
Das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (Leibniz-HKI) wächst zum Jahresanfang um die Nachwuchsgruppe „(Epi-)Genetische Regulation Pilzlicher Virulenz“ und um die Forschungsgruppe „Robotikgestützte Entdeckung von Antiinfektiva“. Beide Gruppen werden vom Thüringer Wissenschaftsministerium mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds Plus finanziert.
Mit den beiden neuen Gruppen wird das Forschungsprofil des Leibniz-HKI um zwei hoch aktuelle und relevante Themenfelder erweitert. Die Nachwuchsgruppe „(Epi-)Genetische Regulation Pilzlicher Virulenz“ (EPI) widmet sich pathogenen Pilzen aus der Gattung Fusarium. Diese wurden unlängst in der erstmals von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichten Liste infektiöser Pilze als „High Priority Group“ und damit als besonders gefährlich eingestuft. Die Gruppe „Robotikgestützte Entdeckung von Antiinfektiva“ (RDA) richtet in Kooperation mit der Friedrich-Schiller-Universität eine Technologie-Plattform ein. Sie entwickelt automatisierte Laborabläufe um neue Wirkstoffe gegen Infektionskrankheiten zu finden.
Die Nachwuchsgruppe EPI wird von Slavica Janevska geleitet. Sie hat bereits für ihre Promotion an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster an Fusarium geforscht. Das Leibniz-HKI konnte die Expertin nach einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Postdoc-Aufenthalt an der Universität Amsterdam für die Position der Nachwuchsgruppenleiterin gewinnen. „Fusarien sind sogenannte trans-kingdom Pathogene. Das heißt, sie können sowohl Pflanzenkrankheiten als auch zunehmend Infektionen bei Menschen hervorrufen“, erklärt Janevska die Relevanz ihrer Forschung. Insbesondere bei immungeschwächten Personen kann es zur invasiven Pilzinfektion Fusariose kommen. Aber auch gesunde Menschen können betroffen sein. So können die Erreger bei Kontaktlinsenträger*innen eine Infektion der Augenhornhaut (Keratitis) verursachen. Die Nachwuchsgruppe untersucht, welche Faktoren zur Infektion führen und entwickelt Methoden um die Erreger frühzeitig erkennen und dadurch behandeln zu können. Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit Grit Walther vom Nationalen Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen durchgeführt, das ebenfalls zum Leibniz-HKI gehört.
Die Forschungsgruppe RDA wird von der Chemikerin Luzia Gyr geleitet. Sie hat sich in ihrer Promotion an der ETH Zürich mit neuen Methoden für die Massenspektrometrie befasst und anschließend in der Bioanalytik in einem Pharma-Startup mitgewirkt. Seit 2021 arbeitete sie als Postdoktorandin in der Transfergruppe Antiinfektiva am Leibniz-HKI, der die neue Gruppe nun angegliedert wird. Luzia Gyr baut eine Robotik-Plattform auf, die viele Arbeitsschritte im Labor automatisiert sowie beschleunigt und weniger fehleranfällig macht. Die Gruppe ist damit für den gesamten Forschungsstandort von Bedeutung, da auch Forschende anderer Institute, besonders der Friedrich-Schiller-Universität, die Technologie-Plattform für die Analyse interessanter Wirkstoffe oder das Durchführen von Testverfahren nutzen können. „Wir können damit schon in frühen Stufen der Medikamentenentwicklung nach Industriestandards arbeiten. Das erleichtert die Suche nach neuen Antiinfektiva und den Transfer aus dem akademischen Bereich in die Pharmaindustrie“, erklärt Gyr.
Beide Gruppen werden für drei Jahre durch den Freistaat Thüringen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus gefördert. Die Förderung von Forschungsgruppen bietet ein ideales Sprungbrett für die weitere Karriere junger Wissenschaftler*innen in der Industrie oder im akademischen Bereich. Die Thüringer Aufbaubank begleitet nach dem Antragsverfahren auch die Entwicklung der Gruppen.
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